Wie konnte das geschehen? Wie können wir verhindern, dass es wieder geschieht?

Dies sind die zentralen Fragen, mit der sich nach meiner Erfahrung die Gedenkstättenpädagogik vorrangig auseinander setzen muss.

Und inzwischen gibt es viele Antworten auf die Frage, wie Menschen andere Menschen industriell und mechanisch ermorden konnten.

Viele einzelne Handlungsschritte der Nazis, die zum Tod zahlreicher unschuldiger Menschen geführt haben, sind inzwischen so gut erforscht, dass der technokratische Vorgang an sich, nüchtern betrachtet, mühelos erzählt werden kann.

Das ist aber eigentlich nicht das, was Menschen tatsächlich wissen wollen, wenn sie die Frage stellen: Wie konnte das geschehen?

Vielmehr lautet die Frage ja: Wie kann ich dafür sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt?

Will ich also eine Antwort finden auf das Wie, dann ist es notwendig zu fragen: Was ist denn geschehen?

Und darin sehe ich meine Aufgabe:

zu erzählen was zwischen 1933 und 1945 passiert ist.

“Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.
Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen, und es ist der Schluss meiner Rede. Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.”

Erich Kästner