Foto auf der Website „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“
Helmuth Cäsar Fritz Warnke war Maler, Redakteur, Publizist und Politiker. Er wurde am 31. Juli 1908 in eine Hamburger Arbeiterfamilie hineingeboren.
Sein Vater, Max Warnke, kämpfte als Klempner für die Rechte der Arbeiter. Er gehörte der SPD und später der KPD („Kommunistische Partei Deutschlands“) an.
1926, da war er 18 Jahre alt, tat es Helmuth Warnke seinem Vater nach und trat ebenfalls in die KPD ein.
In dem Buch
„Im übrigen herrscht Zucht und Ordnung… Zur Geschichte des Konzentrationslagers Wittmoor“ von Willy Klawe, erschienen im VSA Verlag Hamburg 1987, beschreibt Helmuth Warnke, wie er das erste Mal verhaftet wurde:
„Wir wurden wenige Tage nach den Reichstagswahlen am 5. März 1933 auf dem Weg zur Arbeit verhaftet. Ich wollte gerade aus dem Hause gehen, als mein Vater, der schon auf der Straße war, in Begleitung von Polizisten zur Wohnung zurückkehrte. Er sollte sein Fahrrad abstellen. Er war verhaftet worden. Mich hat die Polizei dann auch gleich mitgenommen zur Langenhorner Revierwache, (…).
Hier wurden wir bis Mittag, jeder in einer Einzelzelle, eingesperrt. Wir wurden dann im Gefangenenwagen – im Volksmund die ‚grüne Minna‘ genannt – zum Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis transportiert. (…)
Vater war damals 49, ich 25 Jahre alt. Im UG Holstenglacis wurden wir in eine Sammelzelle eingesperrt. Es kamen ständig neue Verhaftete dazu. Wir konnten uns kaum noch von der Stelle rühren. Eine Aufteilung auf mehrere Säle fand erst am nächsten Tag statt. Es waren alles politische Gefangene, Kommunisten, Sozialdemokraten oder zumindestens als solche Verdächtige. Teil hatte die Polizei sie schon auf ihrer Liste, teils waren sie Opfer von Denunzianten, von Leuten, die sich an anderen für irgendwas rächen wollten. (…)
Verhört wurden wir im Polizeipräsidium an der Stadthausbrücke. (…)
Laut Haftbefehl wurde meinem Vater vorgeworfen, er habe beabsichtig als Angehöriger des „roten Betriebsrates“ im Gaswerk Fuhlsbüttel dieses Werk in die Luft sprengen zu wollen. Es war die gleiche Masche wie der Reichstagsbrand, ein Vorwand, um die Kommunisten einsperren zu können. Es gab sogar eine Zeichnung mit dem Plan der beabsichtigten Sprengung, die mein Vater angefertigt haben sollte und die die Polizei in seiner Abwesenheit auf seinem Arbeitsplatz gefunden haben wollte. Den verhörenden Kriminalbeamten war anzumerken, dass sie diese Anschuldigung selbst nicht ernst nahmen. Da aber andere Betriebsratsmitglieder ebenfalls verhaftet waren, bestand für alle keine Zweifel daran, dass die Anschuldigung nur konstruiert war, um die Betriebe von roten Betriebsräten zu säubern. Zu dieser Zeit waren die polizeilichen Verhöre noch frei von Misshandlungen und Folterungen. (…)
Mir wurde von der Polizei unterstellt, ich beabsichtige als langjähriges KPD-Mitglied staatsgefähredene Aktionen zu organisieren. Zur Sicherheit von Volk und Staat müssse ich deshalb in Schutzhaft genommen werden.
Wir politischen Inhaftierten wurden dann alle in die Strafanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel als ‚Schutzhaftgefangene‘ überstellt. (…) Die Bewachung wurde noch von den Beamten des alten Strafvollzuges durchgeführt. (…) Denen war es peinlich, dass sie uns beaufsichtigen mussten, und sie haben sich demgemäß einwandfrei uns gegenüber verhalten. Bezeichnend war, dass wir uns stundenlang zur sogenannten Freistunde ungezwungen auf dem Hof aufhalten und Sport treiben oder spazierengehen konnten. (…)
Nach zwei bis drei Wochen wurde das schlagartig anders. Eines Morgens beim Aufschluß standen neben den uns bekannten Gefangenenaufsehern SA-Leute in Uniform mit Gummiknüppeln und Pistolen bewaffnet.
Die Gummiknüppel hielten sie spielend in den Händen. Sie machten gegenüber uns hilflosen Gefangenen einen bedrohlichen Eindruck. Waffen waren wir bei unseren bekannten Wachtmeistern nicht gewohnt.
Es wurde bekannt gegeben, dass die SA-Leute vom alten Personal eingewiesen und dann diese ablösen werden. Es kam dann auch so. Die alten Gefangenenaufseher wechselten in andere Strafanstalten des Strafvollzuges über, und die SA-Männer übernahmen unsere Bewachung. Solange ich noch in Fuhlsbüttel war, ist mir nichts Nachteiliges über diese Manschaft bekanntgeworden, sie verhielt sich distanziert aber korrekt.“